Quer durch Köln
Das Geheimnis der Bohne
VON STEFANIE PIONKE, 25.10.05, 13:03h
Das Selbsternte-Projekt „Gartenglück“ expandiert: Ein zusätzlicher Acker in Weiden soll 2006 für noch mehr Gemüse sorgen.
Rondorf / Hochkirchen - „Die beiden mögen einfach keinen Sellerie, dafür aber Mangold und Mais“, sagt Hobbygärtnerin Kerstin Brandes lachend. Gemeint sind Willi Wurst und Frida Frikadelle. Die schwarzen Minischweine haben auf dem Acker des ökologischen Gemüse-Selbsternte-Projekts „Gartenglück“ in Rondorf ihr Gehege. Den ganzen Sommer über konnten sich die Vierbeiner ihre Bäuche mit Gemüseabfällen vollschlagen. Auch auf dem Ernteabschlussfest fiel der eine oder andere Leckerbissen für sie ab.
Rund 200 Hobbygärtner - darunter etwa 70 Kinder - ernten seit Mitte Mai ihre eigenen Tomaten, Salatköpfe, Möhren, Spinat und vieles mehr auf auf dem Rondorfer Acker mit 55 ganzen und halben Parzellen. Der Ertrag ist nicht zu verachten: „Einige wussten nicht mehr, wohin mit dem ganzen Gemüse. Deshalb sagt man: Die erste Anschaffung ist die Parzelle, die zweite eine Gefriertruhe“, sagt Evgeny Ivanov, der mit seiner Frau Katrin das „Gartenglück“-Projekt leitet. Die jungen Öko-Landwirte sind sehr zufrieden mit der Erntesaison: „Wir hatten keine Schädlingsprobleme und kaum unerwünschte Erntehelfer“,sagt Katrin Ivanov-Below.
Die Nachfrage war so groß, dass „Gartenglück“ expandieren wird: „Wir haben in Weiden einen zusätzlichen Acker gepachtet. Dort haben wir 80 Parzellen“, berichtet die Öko-Landwirtin. Viele der Rondorfer Hobbygärtner werden in der nächsten Saison weitermachen. Katrin Heim und ihre Nachbarn etwa wollen auch 2006 fleißig jäten, hacken und ernten. Bislang hat die zwölfköpfige Hausgemeinschaft aus der Südstadt eine 85 Quadratmeter große Parzelle. Im nächsten Jahr kommt ein weiteres Beet dazu: „Wir könnten nämlich mehr Gemüse gebrauchen“, findet Heim. Erfahrung mit der Gemüseernte hatte sie vorher nicht: „Ich hatte keine Ahnung, dass man Bohnen nicht nochmal auf Bohnen pflanzen soll.“ Doch sie hat dazu gelernt - von erfahreneren Parzellen-Nachbarn oder bei den wöchentlichen Beratungsterminen des Gartenglück-Teams. Auch ihr zweijähriger Sohn Niklas konnte viel Neues entdecken: „Er hat die verschiedenen Gemüsesorten kennen gelernt.“ Die Hobbygärtner sind sich einig: „Das Gemüse schmeckt viel intensiver als im Laden“, meint Antje Armstroff. Der Aufwand, den die Selbsternte verlangt, hält sich im Rahmen: Tina Wollersheim aus dem Kölner Norden veranschlagt zweimal wöchentlich bis zu eineinhalb Stunden. Die Gartengeräte stellt das Gartenglück-Team zur Verfügung. Viele schätzen „die Entspannung nach einem anstrengenden Tag“. Kevin Shale genießt „das kleine Stück Unabhängigkeit, das man gewinnt“.
Bis Mitte Dezember, so Ivanov-Below, können die Gartenglückler verschiedene Kohl- und Salatsorten, Kräuter und Wirsing ernten. Anfang 2006 wird der Acker umgepflügt. Im März und April säen und pflanzen die beiden Öko-Landwirte dann alles selbst, rund 30 Gemüse- und Gewürzsorten sowie Blumen - auch nach den den Anregungen der Hobbygärtner:„Mitte Mai übergeben wir die Parzellen dann wieder.“
(KStA)
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